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Diese Änderung des Vorgehens der USA ist ein Rückschlag für den derzeitigen Kommandanten der Truppen in Afghanistan, General David Petraeus. Vor einem Jahr propagierten er und sein Vorgänger Stanley McChrystal noch eine mit vollen Ressourcen ausgestattete und umfassende Kampagne gegen die Aufständischen, um den festgefahrenen Afghanistan-Einsatz zum Erfolg zu führen. Petraeus wird den Truppenabzug allerdings nicht mehr an vorderster Front miterleben, er wird Direktor der CIA. Sein Nachfolger General John Allen wird die Aufgabe übernehmen, die Segel der US-Streitkräfte in Afghanistan zu streichen. Vor zwei Jahren sah alles noch anders aus. Nach seinem Amtsantritt im Jahr 2009 feuerte Obama den damaligen Afghanistan-Kommandanten David McKiernan und setzte stattdessen McChrystal ein, um dessen «fundamental neuen Ansatz» für den Einsatz im Land voranzutreiben. In einem Bericht an Gates schrieb McChrystal damals, dass die USA verlieren könnten, wenn Obama den Kampf nicht neu definiere und weitere Truppen sende. Der US-Präsident stimmte mit McChrystals Sicht überein, dass das wichtigste Ziel der Schutz der afghanischen Bevölkerung sein müsse - nicht nur vor Gewalt, sondern auch vor Korruption und Nötigung. Der Forderung seines Kommandanten nach 40.000 Soldaten kam Obama dann aber nicht ganz nach und schickte etwas mehr als 30.000. Mit dem Beginn der Truppenreduzierung werden die USA den Ansatz, die Bevölkerung zu schützen und die afghanische Regierung zu stärken, nicht aufgeben. Aber es scheint, dass Obama angesichts der Präsidentschaftswahl 2012 bereit ist, seine Kriegsziele zurückzufahren, um damit möglicherweise Punkte bei den Wählern zu gewinnen.